Deutsche Einheit
Historisch gesehen ist Deutschland und auch Berlin also seit 1989 wiedervereint. Gibt es trotzdem noch Unterschiede zwischen West und Ost? Schauen wir uns mal die Wirtschaft in Berlin genauer an:
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich Berlin zum größten Industriezentrum Deutschlands entwickelt. Träger dieser Entwicklung waren vor allem der Maschinenbau (Borsig) und die Elektroindustrie (Siemens & Halske und AEG). Von dem Industrialisierungsboom der Stadt begünstigt, wuchsen auch die Bereiche Bauwirtschaft, Nahrungsmittel und Bekleidung zu bedeutenden Industriesektoren heran. Auch nach dem 1. Weltkrieg konnte Berlin seine Vormachtstellung als Industriestandort behaupten: 1936 zählte die Stadt 574.000 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe – in absoluten Zahlen mehr als in ganz Württemberg, Baden oder Thüringen. Bezüglich der Produktlinien der angesiedelten Industrieunternehmen gab es eine Know-how-lastige Konzentration. Nach dem 2. Weltkrieg lag die Berliner Industrie am Boden: Lediglich 25% der maschinellen Kapazitäten waren nicht zerstört oder demontiert. Die ersten Nachkriegsjahre waren geprägt durch die Abwanderung von Industrieunternehmen oder die Verlagerung von wesentlichen Betriebsabteilungen in den Westen Deutschlands. Dieser Trend hatte zur Folge, dass es 1950 nur noch 150.000 Industriebeschäftigte im Westteil der Stadt gab. Durch Subventionen konnte dieser Trend umgekehrt werden, so dass die Zahl der Beschäftigten bis 1961 auf den Höchststand von 315.000 anstieg. Mit dem Bau der Mauer setzte sich dann trotz steigender Subventionen der Abbau von Arbeitsplätzen fort. Insbesondere im Zeitraum von 1976 bis 1983 gingen die Beschäftigtenzahlen in der für Berlin wichtigen Elektroindustrie im Vergleich zum gesamten Deutschland stark zurück. In West-Berlin verlagerten nach dem Mauerbau weitere Großunternehmen ihre Hauptverwaltungen, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen an andere Standorte in der Bundesrepublik Deutschland. Den Standortnachteil Berlins versuchte die Regierung durch finanzielle Förderungen auszugleichen. Die Berlinförderung richtete sich auf:
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Förderung der Ausbildung junger, hochqualifizierter Arbeitskräfte in Lehrwerkstätten, Berufsschulen, Fachhochschulen und Universitäten.
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Entwicklung und Anwendung umweltverträglicher, energiesparender oder beschäftigungswirksamer Technologien in kleinen und mittelständischen Betrieben.
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Ansiedlung neuer Industriebetriebe durch die Bereitstellung von Flächen mit guter Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur der Stadt und zu den Transitverbindungen per Schiene und Autobahn.
Ost-Berlin war durch hohe Reparationsleistungen und die planwirtschaftliche Ausrichtung geprägt, welche sich durch eine nichtoptimale Verteilung des Staatshaushaltes insbesondere im Sinne von Preissubventionen, und sich in großen, schwerfälligen Kombinaten und den zum Teil stark veralteten Produktionsstrukturen zeigte. Außerdem verlagerte die damalige Politik ihr Standortinteresse in den Süden der DDR, so dass dort neue Technologiezweige aufgebaut und Wachstums- und Erneuerungspotenzial aus der Hauptstadt entzogen wurde. Mit Öffnung der Grenzen 1989 und der Vereinigung Deutschlands setzte Anfang der 90´er Jahre ein rasanter Strukturwandel der Berliner Wirtschaft und insbesondere der Berliner Industrie ein. Beschleunigt wurde der Strukturwandel durch den raschen Abbau der Berlinförderung im Westen der Stadt sowie den Zusammenbruch der Großkombinate im Ostteil. Zählte die Berliner Industrie 1989 noch 378.000 Beschäftigte (fast 173.000 im Westteil und knapp 206.000 im Ostteil), so waren es 2007 noch knapp 100.000. Berlin weist heute eine deutlich geringere Industriebeschäftigtendichte auf als andere deutsche Ballungszentren. Seit dem neuen Jahrtausend erlebt die Berliner Industrie eine Renaissance: Sie schrumpft nicht mehr, sie ist verjüngt, modernisiert, immer stärker exportorientiert und international wettbewerbsfähig. Die Berliner Industrie ist wieder da, sie schafft neue und zusätzliche Arbeitsplätze und trägt zum Wachstum der Region überproportional bei. Berlin hat als Industriestadt nicht nur eine bewegte Vergangenheit hinter, sondern auch eine spannende Zukunft vor sich.
Also kann man sagen, dass die Wirtschaft in Berlin heute zwar etwas schwächer ist als vor der Teilung, sie aber trotzdem wettbewerbsfähig ist und sozusagen erst noch am Anfang steht. Sie liefert Arbeitsplätze und trägt bedeutend zum Wachstum und zur Entwicklung bei. Außerdem gibt es keine Planwirtschaft mehr, wodurch es wieder einen
Wettbewerb gibt, was die Wirtschaft extrem stärkt.
Beispiel Berlin
Nach der Kapitulation von Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg 1945 wurde Deutschland unter den Alliierten und der Sowjetunion in vier Besatzungszonen aufgeteilt (so auch Berlin). Die Alliierten hatten die Zonen nur für eine Übergangszeit eingerichtet und wollten recht schnell wieder einen selbstständigen, demokratischen Staat aus Deutschland machen. Aber aufgrund des Kalten Krieges zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion war bereits 1947 zu erkennen, dass es so schnell kein geeintes Deutschland mehr geben würde. Die Vorstellungen über Politik und Wirtschaft der Besatzungsmächte gingen weit auseinander. Nach der Berlin-Blockade vom Juni 1948 bis Mai 1949 wurde dann am 23. Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland unter Konrad Adenauer als Bundeskanzler ausgerufen, die sich aus den 3 Besatzungszonen der Alliierten gebildet hat. Ein Jahr später folgte dann am 7. Oktober 1950 die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. Otto Grotewohl wurde zum ersten Ministerpräsidenten der DDR ernannt. Aufgrund der Unzufriedenheit der meisten Menschen in der DDR, reisten viele nach Westen oder in andere Länder, um dem DDR-Regime zu entkommen. Zuerst versuchte die regierende Partei SED die Fliehenden durch Straßensperren und Ähnliches aufzuhalten. In und um Berlin wurden 200 Straßen gesperrt, die Telefonverbindungen in den Westteil der Stadt wurden gekappt. Um diesen gigantischen Flüchtlingsstrom zu stoppen, begann am 13. August 1961 der Bau der Berliner Mauer, die die Menschen davon abhalten sollte aus der DDR zu fliehen. So wurde also auch Berlin durch eine Mauer getrennt, da ein Teil von Berlin zur BRD gehörte. In den folgenden Tagen und Monaten entstand zwischen Ost- und Westberlin eine 46 Kilometer lange Mauer und schließlich um ganz Westberlin befestigte Grenzanlagen auf einer Strecke von insgesamt gut 155 Kilometern. Die Bevölkerung konnte nun nicht mehr aus einem Teil der Stadt in den anderen. Fluchtversuche endeten oft im Gefängnis oder sogar tödlich. Diese zwei Staaten bestanden dann bis zum Mauerfall 1989. Aber wie konnte es überhaupt dazu kommen? Zum einen brach die erhoffte politische und wirtschaftliche Stabilität, die die DDR-Führung unter anderem mit der Abriegelung der Grenzen erreichen wollte, Ende der 1980er Jahre zusammen. Zum anderen verlor die DDR den Rückhalt der Sowjetunion aufgrund der Modernisierung durch Michail Gorbatschow („Glasnost“ & „Perestroika“). Die Menschen demonstrierten überall für Freiheit und auch die Massenfluchten über die Tschechoslowakei und Ungarn setzen dem SED Regime hart zu. Als sich dann am 9.November 1989 tausende Menschen auf den Straßen von Berlin versammelten und Grenzöffnungen verlangten, konnten weder die Grenztruppen noch das SED Regime die Menschen aufhalten. So fiel die Mauer in dieser Nacht und Deutschland war kurze Zeit später wiedervereint. Die DDR ist Geschichte und heute gibt es nur noch 1,5 Kilometer lange Mauerreste in Berlin. Der Rest wurde in alle Welt verkauft. Am Brandenburger Tor erinnern heute nur noch Pflastersteine an den früheren Verlauf der Mauer.