Deutsche Einheit
Die Ostalgie-Ein Kommentar
Mein Fahrlehrer hat mal gesagt: „Das einzig gute aus dem Osten ist der grüne Pfeil an der Ampel.“ Als er dies gesagte hatte, war Ihm wohl nicht ganz bewusst, welche Vorurteile er als Beigeschmack vermittelte und wie dieser Satz fehlverstanden werden kann. In meinem Fall haben sich die meisten eher weniger gedacht, aber im Grunde hat er sich über die Kultur der ehemaligen DDR-Bürger lustig gemacht. Als ich darüber weiter nachdachte, habe ich mich gefragt, warum so viele Menschen alte Gegenstände aus der DDR sammeln und wertschätzen. Als ich dann einfach nur aus Neugier googelte, ist mir aufgefallen, wie viele Angebote es für ehemalige Ostprodukte gibt. Deshalb habe ich Interviews von ehemaligen „Ossis“ und Wissenschaftlern zum Thema Ostalgie studiert und mir die Frage gestellt, warum es so eine große Ostalgie-Szene gibt.
Dies hat seinen Ursprung vor allem in der Verehrung und Akzeptanz der SED in einigen Bevölkerungsgruppen, welche damals ein notwendiges Mittel der Stabilität in der DDR war, um natürlich Aufstände und Demonstrationen jeglicher Art zu vermeiden. Doch viele sind mit der Staatsform, die die SED vertritt, nicht einverstanden und somit musste sich die DDR, die ja durch sowjetischen Einfluss geleitet wurde, die Bürger dazu bringen die SED zu „akzeptieren“. Einerseits gab es sogar die, die den Kommunismus und somit den „gottgleichen“ Stalin verehrten und auf den Umzügen mitmachten und ihn annahmen. Dann gab es noch die, die zu viel Respekt vor den Strafen und Folgen hatten. Doch andere waren entschlossene Gegner und zerstörten oder verunstalteten Bildnisse, die mit dem sowjetischen Staatsoberhaupt zu tun hatten. Dies waren die Personen, die dazu bereit waren, etwas gegen das Regime zu tun und somit eine Gefahr für die DDR waren, weil sie durch einen Aufstand viele Mitläufer, die als Verehrer „getarnt“ sind, auf ihre Seite ziehen können und mit der Menge somit fatale Schäden anrichten können. Also war die Verehrung des vorherrschenden „absurden“ Systems sehr wichtig, doch auch heute gibt es sogar noch einige, die die SED als Partei verehren und somit die DDR und die damalige Zeit befürworten.
Es gibt verschiedene Arten und Möglichkeiten die Sehnsucht nach den DDR-Zeiten zu besänftigen: Einige kaufen in kleinen Läden Überbleibsel aus der DDR-Zeit und zahlen dafür sogar mehr als den Ursprungspreis. Diese Artikel sind sehr gefragt, sodass es auch Internetseiten gibt, die nur auf DDR-Artikel ausgelegt sind. Museen werden so häufig gefragt, ob die Ausstellungsstücke auch zum Verkauf angeboten werden. In Berlin steht ein Hotel namens „Ostel“. Dieses ist eingerichtet wie zu DDR-Zeiten: die Zapfte die Lampen kein Fernseher und alles genauso nachgebaut. Jedes Detail stimmt und dieses Hotel ist sehr gefragt. Es kommen sehr viele Leute dort hin. Dabei sind es nicht nur Einheimische, welche die Zeit vermissen, sondern auch solche, die es einfach mit ihrer Kindheit und Alltagsleben verbinden und alles einen nostalgischen Effekt hat.
Doch es gibt auch sogenannte Ostalgie-Partys. Diese werden hauptsächlich privat veranstaltet und das Motto ist eben die DDR und dies ist keine Art von Sehnsucht, sondern starke Befürwortung, weil sie dieses System feiern und somit es sich am liebsten zurückwünschen würden. Diese Partys sind so aufgebaut, dass jeder in alter Kleidung kommt oder sogar uniformiert und alles ist mit DDR-Propaganda-Requisiten geschmückt. Es werden alte Arbeiter- und Kampflieder gesungen. Es gab aber auch öffentliche Ostalgie-Partys, die von 1995 bis 1999 bei 100 Veranstaltungen 150.000 Leute anzogen. Die Begründung war, dass es viele Partys gäbe. Also warum nicht auch so eine? Es gibt also sehr viele Attraktionen und Dinge, die man kaufen oder machen kann, um sich an die alte Zeit zu erinnern oder um damit sein politisches Interesse auszudrücken.
An diese alten Zeiten erinnern sich zum Beispiel Menschen wie Julius Betschka, welcher zu Beginn des Interviews über seine Kindheit im Osten und sein Desinteresse an Politik berichtet. Für ihn ist das Lied „Im Osten“ Sinnbild für Vorurteile gegenüber der ostdeutschen Bevölkerung durch den Westen. Heutzutage beschäftigt ihn der Wahlsieg der AFD in den neuen Bundesländern und die rechte Szene. Deshalb stellt er sich die Frage, ob im Osten alles schlechter geworden ist.
Silke Rüdiger besitzt einen Ostalgie-Onlineshop und meint, dass die Nachfrage nach DDR-Produkten sehr groß ist. Sie will bewusst kein politisches Zeichen setzen und lediglich ihrem Geschäft nachgehen. Der Soziologieprofessor Klaus Schroeder meint, dass sich ehemalige DDR-Bürger nach der Wende heimatlos fühlten, da das Leben davor übersichtlicher und einfacher war. Die Wiedervereinigung Deutschlands bewirkte ein Gefühl von Missachtung bei diesen Menschen. Viele gewohnte Produkte waren ab 1990 nicht mehr erhältlich und oftmals hängen an diesen viele Erinnerungen. Außerdem wollen sie der restlichen Welt zeigen, dass sie es gar nicht so schlecht hatten. Auch deshalb darf man nicht nur schlechtes über den Osten sagen, da zum einem jeder Arbeit hatte und zum anderen der Alltag sehr geregelt war.
Was in meiner Recherche deutlich geworden ist, dass die meisten ehemaligen Ostbürger sich verloren gefühlt haben nach der Wende, da sie wussten, dass der Lebensstandard im Westen immer höher gewesen war. Zudem haben die meisten ehemaligen Ostbürger sich an das durch den Staat geregelte Arbeits- und Alltagslesen gewöhnt und schätzen gelernt, so zum Beispiel die kostenlosen Kitaplätze. Andererseits schämen sie sich für die Verbrechen der Stasi und die Grausamkeit der Beamten, so wie im Fall Manfred Smolka. Viele ehemaligen Ostbürger fühlen sich in der Bundesrepublik Deutschland nicht integriert und respektiert. Die Ostalgie ist also aus der Sehnsucht nach alten Zeiten und an das alte System entstanden. Diese Menschen lebten für den Staat oder waren nur Mitläufer. Sie versuchten den Staat, ihren Staat, zu verbessern und ein glückliches Leben zu führen. Wenn diese nun aufgrund ihres früheren Handelns oder des Denkens nicht mit Respekt entgegen gegangen wird, kommt meistens nur Hass und Unverständnis hervor. Dieses Verhalten wird von Westbürgern als Vorurteil gegen jeden ehemaligen „Ossi“ weitergetragen. Die ehemaligen Ostbürger fühlen sich nicht in Deutschland integriert und akzeptiert. Deshalb halten sie an ihrer „alten“ Kultur fest und an deren Facetten. Dies nennt man dann Ostalgie. Manche tun dies aus Erinnerungsgründen, andere weil sie die Ostobjekte gerne sammeln. Jeder hat eine eigene Meinung und auch einen eigenen Willen. Und niemand sollte verurteilt werden, weil er gerne Sachen aus dem Osten sammelt.
Quellen:
• Alle Stasi Akten zum Fall Michael Smolka in: (https://www.stasi-mediathek.de/
suchergebnis/ )
• Ralf Dargent: „Der DDR-Henker köpfte die Opfer im Kinderzimmer“ in: (https://
www.welt.de/vermischtes/article121127723/Der-DDR-Henker-koepfte-die-Opfer-im-
Kinderzimmer.html)
• dpa: „Von 16 000 Stasi-Säcken sind erst 520 erschlossen“ in: (https://www.lr-online.de/
nachrichten/politik/muehsame-aufarbeitung-von-16-000-stasi-saecken-sind-erst-520-
erschlossen-42232281.html)
• Wiebke Ziegler: „Leben in der DDR“ in: (https://www.planet-wissen.de/geschichte/ddr/
das_leben_in_der_ddr/index.html)
• Gieseke,Jens: „Stasi-Täter“ in: (https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/
stasi/219122/auftraggeber-sed)
• kein Autor: „Verfolgung durch Stasi: Wer war Opfer,wer Täter?“: (https://
www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/zerbst/952159_Verfolgung-durch-Stasi-Werwar-
Opfer-wer-Taeter.html)
• kein Autor: „Stasi:das Leben von Tätern und Opfern-B.Z.Berlin“: (https://www.bzberlin.
de/artikel-archiv/stasi-das-leben-von-taetern-und-opfern)
• Julius Betschka:( https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-08/kai-niemannostdeutscher-
saenger-ost-hymne-landtagswahlen-sachsen-afd)
• Silke Rüdiger:( https://www.dw.com/de/sehnsucht-nach-der-guten-alten-zeit/
a-18037690)
• Soziologieprofessor Klaus Schroeder (Uni Berlin):( https://www.dw.com/de/sehnsuchtnach-
der-guten-alten-zeit/a-18037690)
• DW Deutsch: (https://www.youtube.com/watch?v=l9AMxO8gZSg)
• Kein Autor: „Ostalgie - die Sehnsucht nach dem einst verpönten“ https://www.dw.com/
de/ostalgie-die-sehnsucht-nach-dem-einst-verp%C3%B6nten/a-17926192
• https://de.wikipedia.org/wiki/Ostalgie
• Christiane Habermalz: „Verehrung bis in den letzten Winkel der Gesellschaft“: https://
www.deutschlandfunk.de/stalin-kult-in-der-ddr-verehrung-bis-in-den-letztenwinkel.
691.de.html?dram:article_id=409344